Aquascaping: AGA Winner
Wunderschöne Aquarien. Wie machen die das bloß? Worin besteht ihr Geheimnis? Haben auch Sie den Wunsch, Ihr Aquarium neu zu gestalten, nachdem Sie ein solches Wunder gesehen haben? Aber wie genau? Lesen Sie dann schnell weiter und lernen Sie die Grundregeln, so dass Sie schnell mit Ihrem Umbau beginnen können!
Die Grundlagen: Theorie und Geheimnisse
Zunächst ist es natürlich wichtig, den Pflanzenwuchs gut unter Kontrolle zu haben. Das ist die Basis, um unbesorgt mit Pflanzen, Steinen und Holz „spielen“ zu können. Bevor es soweit ist, müssen wir aber erst etwas mehr wissen über die Grundregeln und einige der Geheimnisse entdecken, die ein erfolgreiches Aquascapen ermöglichen!
Geheimnis 1: Die 0,618- oder 1,618-Regel, die unbewusste Steuerung
Jeder hat es schon einmal erlebt, dass wir beim Stellen von Möbeln, etwa eines Schranks, sagen: „Etwas mehr nach links oder nach rechts, so sieht es besser aus!” Eigentümlich eigentlich. Wir können das nicht verstandesmäßig erklären, sondern werden unbewusst dazu gebracht, die eine Position schöner zu finden, als die andere. Der Grund dafür besteht darin, dass das menschliche Auge empfindlich ist für die so genannte 0,618-Regel. Diese Zahl ist keine willkürliche, sie entspricht einem Naturgesetz. Viele natürliche Elemente sind mithilfe dieser „Verhältniszahl” aufgebaut worden. Ein oft genanntes Beispiel dafür ist das Schneckenhaus: Die Breite der Rundungen wird bei jeder Drehung um den Faktor 1,618 größer.
Bild: Schneckenhaus mit 1,618 Linien.
Anwendung im Aquarium: Wichtige Punkte und Schnittlinien
Da wir nun wissen, dass diese Zahl sehr wichtig ist, versuchen wir, sie bei der Einteilung unseres Aquariums zu benutzen. Diese Zahl wird die Basis unserer Einrichtung sein und ist IMMER der rote Faden, wenn wir eben nicht weiter wissen!
Um diese Regel optimal anwenden zu können, ist es wichtig, dass wir das Aquarium als dreidimensionalen Raum betrachten. Wenn wir sowohl die vordere Seite, als auch die Seitenfläche mit ihren 0,618-Punkten einzeichnen und Linien darauf ziehen, entstehen vier Schnittpunkte, die die so genannten wichtigen Punkte sind.
Zeichnung eines Aquariums von 120 x 60 x 60 cm mit Schnittlinien und den wichtigen Punkten.
Oben & vordere Seite : 120 x 0,618 = 74 cm (2) 120 – 74 = 46 cm (1)
Seite : 60 x 0,618 = 37 cm (4) 60 – 37 = 23 cm (3)
3-D-Abbildung mit allen acht Schnittpunkten.
Geheimnis 2: Die Führung des Auges
Das menschliche Auge hat unbewusst die Neigung, entlang der wichtigen Linien zu schauen. Wir folgen sozusagen einem Teil eines Zweiges und sehen über diese Linien weiter nach hinten in die Tiefe. In der Architektur und Gartenarchitektur ist der Begriff „Sichtlinien“ bekannt. Die können wir also auch im Kleinen in unserem Entwurf anbringen, um das Auge zu einem wichtigen Punkt hin zu führen.
Bild oben: Objekte an den wichtigen Punkten
Geheimnis 3: Das Wählen von Steinen und Holz
Die Aquarien von Tashiki AMANO kennt wohl jeder. Sie sind besonders gut aufgebaut. Bei der Einrichtung folgt er den Lehren des Zen-Buddhismus. Die Mini-Unterwasserlandschaften entsprechen Regeln, die ihr Gleichgewicht garantieren.
Einige wichtige Richtlinien sind dabei:
- Gleichgewicht: Auf eine Felsenpartie (= voll) folgt leerer Raum (= leer)
- Ungerade Anzahlen: 3 oder 5 Steine beieinander
- Natürliches Pflanzenwachstum
Eine sorgfältige Auswahl der Steine ist sehr wichtig, um eine Einheit herzustellen. Benutzen Sie deswegen immer Steine derselben Steinsorte, so dass Form und Farbe zueinander passen und eine (ruhige) Einheit bilden können. Für Holz gilt eigentlich die Faustregel: Weniger ist mehr. Einige richtig platzierte Zweige können mehr bewirken, als ein „Wald“, der alle Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Probieren Sie auch, feines Holz zu verwenden, keine dicken Stämme. Vor allem das Kombinieren von Steinen und Holz kann Schwierigkeiten verursachen. Es ist nicht leicht, Steine und Holz ins Gleichgewicht zu bringen. Mitunter erscheint es problematisch und sehr zeitraubend, die richtigen Stücke nebeneinander zu setzen. Um Erfahrungen zu sammeln und dabei Freude an der Sache zu behalten, ist es vielleicht gut, eine Vorauswahl zu treffen zwischen Steinen und Holz. Haben Sie keine Erfahrungen mit Aquascapen, dann achten Sie auf die folgenden Punkte:
Gebrauchen Sie keine allzu großen Steine - Vermeiden Sie große Holzstücke
Vermeiden Sie es, Steine und Holz an eine Stelle zu platzieren
Benutzen Sie relativ leicht zu pflegen Pflanzen. Wenn eine Pflanzengruppe gut wirkt, eine andere jedoch gerade mal so leidlich, dann entfernen Sie die eine Sorte und probieren nicht endlos, das Problem anderweitig zu lösen. Es gibt überall und immer Pflanzen, die aus unbekannten Gründen nicht so gut wachsen oder passen.
Pflegen Sie Ihr Aquarium regelmäßig und sorgfältig: Wechseln des Wassers, Reinigen des Glases, Entfernen toter oder hässlicher Blätter, Entfernen von Algen usw. Das ist sicher eine der ersten Grundbedingungen für ein schönes Aquarium!
Geheimnis 4: „Trocken schwimmen“
Haben Sie eine schöne Sammlung interessanter Steine oder Holz, dann ist es empfehlenswert, einen Tisch zu nehmen und darauf die 0,618-Linien aufzuzeichnen. So erhalten Sie einen deutlichen Eindruck davon, was wo platziert werden kann und wie sich die Elemente im Aquarium zueinander verhalten. Am besten fotografieren Sie einige Kombinationsentwürfe und vergleichen die digitalen Fotos. So vergessen Sie keine gute Variante. Nach Ihrer endgültigen Wahl eines bestimmten Arrangements müssen Sie die Objekte vorbereiten. Holz muss verankert werden, um nicht aufzuschwimmen, und Steine gereinigt werden.
Bild: „Trockenschwimmen“ auf einem Tisch.
Geheimnis 5: Andere betrachten
Probieren Sie immer, von anderen, schön eingerichteten Aquarien zu lernen. Stellen Sie fest, wo dort die wichtigen Punkte sind. Versuchen Sie, die Schnittlinien zu entdecken und zu begreifen, warum etwas schön aussieht. Achten Sie vor allem auf die Einzelheiten: Sind hier Holz, Steine und Pflanzen gut kombiniert worden? Wenn Sie erst einmal mithilfe der Regeln die Grundgestaltung festgelegt haben, werden die Details immer wichtiger. Betrachten Sie das Detailfoto unseres Beispielaquariums, wo selbst die Einzelheiten perfektioniert wurden.
Bild unten: Einzelheiten sind auch wichtig....
Fische in einem Aquascape
In den so genannten Aquascapes werden Fische oft nur als extra hinzugefügte Elemente betrachtet, um das ästhetische Element (die prächtige Aquarium Einrichtung) zu ergänzen. Das heißt aber keineswegs, dass sie nicht interessant wären und nur gewählt werden, um Farbe in das Bild zu bringen. Man vermeidet aber besser eine allzu bunte Gesellschaft. Natürlich können Sie es auch umdrehen und für Ihre interessanten Fische oder andere Tiere eine herrliche Einrichtung entwerfen! Theorie ist immer schön, aber die Praxis ist der beste Lehrmeister. Ein prächtiges Beispiel ist die Entwicklung des Siegers des Aquascaping-Wettbewerbs der Aquatic Gardeners Association (AGA) 2005. Vielleicht auch deswegen, weil es am Anfang ein alltägliches Aquarium war. Die hier folgende Bilderreihe zeigt die Entwicklung des Aquariums in chronologischer Reihenfolge. Auf der Basis der Grundregeln, mit Kreativität und einer persönlichen Note ist zum Schluss das Endergebnis erreicht worden. Achten Sie stets auf die Grundprinzipien, aber bleiben Sie kreativ. Probieren Sie doch einfach einmal, ein kleines Stück eines anderen Aquariums nachzubauen, das Sie besonders schön finden. So bekommen Sie mehr Gefühl und Erfahrung, die Sie später gut gebrauchen können. Viel Spaß und Erfolg beim Einrichten Ihres ganz eigenen Pflanzenaquariums.
Beispiel aus der Praxis: Gewinner der AGA 2005 - Aquascaping Contest
1. Gewinner der AGA 2005.Am Anfang gar nicht mal so ein sehr schönes Aquarium. Ein gewöhnliches Aquarium, etwas Holz und Steine. Achten Sie darauf, dass ein (zu) grobes Stück Holz verwendet worden ist. Natürlich gab es Ideen, es besser einzurichten, aber es wurde noch nach den richtigen Holzstücken und Steinen gesucht. Es zeigt wohl, dass selbst bei Professionals manchmal gutes Material fehlt und dass auch sie sich bemühen müssen, die richtigen Stücke zu finden.
2. Nach dem Finden der richtigen Steine und Holzstücke (in ungefähr zwei Monaten!), wurde es Zeit, das Aquarium anders einzurichten.Achten Sie gut darauf: Der Gebrauch von Holz und Steinen wird nicht übertrieben. Dünne Äste und ruhig geformte Steine sind die Basis.
3. Es wurde beschlossen, das Holz in der Mitte zu platzieren und um diese Dekoration herum eine Reihe von Pflanzen. Auch die Steine sind schon an ihrem Platz.
4. Gutes Wachstum.
5. Die Pflanzen wachsen gut, aber es fehlt noch etwas. Es wird beschlossen, die Grundregel (0,618) anzuwenden und das Holz mit den Pflanzen auf die wichtigen Linien zu setzen.
6. Die so genannte Pflanzeninsel mit Holz wird deswegen ein Stück nach links geschoben. Schnittlinien und wichtige Punkte: die 0,618-Regel! Auf diesem Foto ist gut zu sehen, dass die Regeln beachtet wurden und diese Verteilung „fühlt sich besser an“. Achten Sie auch auf die Höhe der Pflanzen: Sie folgen den Schnittlinien.
7. Das Aquarium wird immer kompletter und es wird beschlossen, etwas von den Regeln abzuweichen. In der Tat hätte theoretisch die grüne Seerose niedriger gehalten werden sollen. Aber diese Abweichung gibt der Einrichtung gerade das kleine Bisschen extra Spannung, sie zu einem einzigartigen Ganzen macht.
8. Die Pflanzen sind beschnitten worden und das Aquarium wird gewartet – letztes Foto vor dem AGAWettbewerb, bis die Pflanzen die Oberfläche ungefähr erreicht und ihre volle Farbigkeit ausgeprägt haben. Der Endzustand ist auf der ersten Seite dieses Beitrages zu sehen.
9. Und fertig!
10. AGA 2005 Bild.