Teil I: Einführung, Photosynthese und Beleuchtung
Ein gutes und gesundes Pflanzenwachstum ist prächtig anzusehen. Um dies zu erreichen, müssen Entscheidungen getroffen werden. Diese Entscheidungen bestimmen in erheblichem Maße den Erfolg, wobei Theorie und Praxis zwei völlig verschiedene Dinge sein können. Darum steht in dieser Trilogie die Verbindung zwischen Theorie und Praxis im Mittelpunkt, sodass in Bezug auf die Beleuchtung und die anderen Bedingungen für einen erfolgreichen Pflanzenwuchs, informierte Entscheidungen getroffen werden können.
Die Trilogie "Pflanzenwachstum: Theorie versus Praxis" besteht aus den folgenden Teilen:
Teil I : Einführung, Photosynthese und Beleuchtung
Teil II : CO2-Assimilation, Einfluss von Licht und Beleuchtungsdauer
Teil III : Nährstoffe für Pflanzen
Um einiges deutlicher zu machen, wurde speziell für diese Trilogie ein Testaquarium (Abbildung 1) aufgestellt, das stets als Referenz verwendet wird, um die Entscheidungen in die Praxis umzusetzen und zu verfolgen. In allen Heften befinden sich Fotos, sodass man der Entwicklung gut folgen kann.
Photosynthese : DIE FUNDAMENTELLE ANWENDUNG VON LICHT
Neben dem CO2 und den Nährstoffen ist Licht einer der wichtigsten Faktoren für ein gutes Wachstum der Pflanzen. Wollen wir eine gute Wahl aus dem Angebot an künstlicher Beleuchtung über dem Aquarium treffen können, müssen wir erst einmal verstehen, wie eine Pflanze mit Licht oder Strahlungsenergie umgeht und damit verbunden mit der Photosynthese.
Die Photosynthese ist ein ziemlich komplizierter Prozess, bei dem die Pflanze die Energie des Lichts verwendet, um Kohlendioxid (CO2) in Zucker (Saccharide) umzuwandeln. Die Lichtenergie wird also letztlich dazu genutzt, um komplexe organische Verbindungen herzustellen, die für das Wachstum der Pflanze essenziell sind.
Der oben aufgeführte Reaktionsvergleich ist die einfachste Form, um diesen komplizierten Vorgang auszudrücken: Unter dem Einfluss von Licht wird durch die Pflanze CO2 aufgenommen, woraus letztendlich Zucker und Sauerstoff entstehen. In Teil II wird auf die CO2-Assimilation und –Fixierung ausführlicher eingegangen.
Die Strahlungsenergie wird durch Pigmente aufgenommen. Die wichtigsten Pigmente in einer Pflanze sind:
Chlorophyll A
Chlorophyll B
Carotinoiden
Chlorophyll A und B sind die Hauptpigmente in einem Chloroplast. Chloroplasten finden wir in den Pflanzenzellen, auch Mesophyll genannt. Die Mesophyllzellen enthalten rund 50 bis 100 Chloroplasten, in denen die verschiedenen Pigmente in so genannten Thylakoidmembranen gelagert sind.
Das Verhältnis und die Menge dieser Pigmente unterscheiden sich von Pflanzenart zu Pflanzenart und wird u.a. auch noch durch die Lichtintensität, das Wellenlängenspektrum und das Vorhandensein von UV-Licht beeinflusst. Mehr UV-Licht verursacht eine deutliche Zunahme der Carotinoiden, da sich die Pflanze gegen den schädlichen Einfluss des UV-Licht schützen will.
Meistens liegt das Verhältnis von Chlorophyll A und B bei 3: 1. Die Menge der Carotinoiden variiert auch, aber allgemein beträgt das Verhältnis von Chlorophyll A/B zu den Carotinoiden 70: 30.
Nicht nur dieses Verhältnis innerhalb eines Chloroplasts kann variieren, sondern auch die Größe der einzelnen Pigmente kann stark wechseln (Abbildung 2: Limnobium laevigatum).
Pflanzen erscheinen deswegen grün, da Chlorophyll A und B meistens überwiegen. Diese reflektieren das Licht im grünen Spektrum und dadurch färbt sich eine Pflanze für uns grün. Die Carotinoiden reflektieren rotes und gelbes Licht und Pflanzen mit relativ viel und/oder großen Carotinoidpigmenten erscheinen etwas rötlicher (Abbildung 3: Rotala rotundifolia).
Chromatische Adaptation : Pflanzen verwenden blaues, rotes und GRÜNES Licht
Photosynthese erfolgt also über Absorption der Lichtenergie, die durch die verschiedenen Pigmente gesammelt wird. Pflanzen absorbieren das Licht zwischen 400 und 700 nm. In diesem Wellenlängenbereich wurden viele Tests durchgeführt, um zu bestimmen, welche Lichtart oder Wellenlänge für den Pflanzenwuchs als wirksam erscheint. Der bekannteste ist wohl die Grafik aus dem Abbildung Nr. 4.
Diese Grafiken erhält man durch Isolierung des Pigments Chlorophyll A und B und dem Maß, in dem sie Licht einer bestimmten Wellenlänge reflektieren. Schaut man nur diese Grafik an, könnte man zu der Unterstellung gelangen, dass insbesondere rotes und blaues Licht wichtig sind.
Eigentlich undenkbar, dass die Natur solch eine Verschwendung zulässt. Wenn wir die Grafik des Pigments Carotinoide hinzunehmen (Abbildung 5), dann wird deutlich, das Pflanzen ein viel breiteres Spektrum nutzen.
Die Behauptung, grünes Licht sei für das Pflanzenwachstum nicht erforderlich, ist mittlerweile stark überholt. Bei Wasserpflanzen, die eine dünne Blattstruktur haben, beträgt die Reflexion von grünem Licht nur 10-20%, während der restliche Teil einfach durchgelassen und durch andere Pigmente im Chloroplast genutzt wird. Überdies wird die Methode, auf deren Grundlage diese Grafiken entstanden, infrage gestellt. Die Pigmente werden isoliert und im Anschluss in eine Diethyläther-Lösung gelegt. Es ist allerdings bekannt das Diethyläther den Alterungsprozess beschleunigt, sodass Messungen durch einen beschleunigten Abbau der Chlorophylle unerwünscht beeinflusst werden. Folglich konnten die Messergebnisse falsch beurteilt werden. Eine wesentlich zuverlässigere Methode ist das Durchführen von Messungen an lebenden Pflanzen, bei der die Menge an aufgenommenem CO2 mit dem Aussetzen unterschiedlicher Wellenlängen gekoppelt wird (Abbildung 6).
Abbildung 6 zeigt zwei gezeichnete Kurven. Entsprechend DIN 5031 ist aus dem blauen Bereich abstammende Strahlung günstiger für die Fixierung oder Assimilation von CO2 als Strahlung aus dem roten Bereich. Philips Lightning allerdings handhabt eine Kurve, bei der rotes Licht für die CO2-Fixierung effektiver sein soll. Untersuchungen an 25 kräuterartigen Landpflanzen, die im Schatten standen und bezüglich der Absorption von Licht angemessen mit Wasserpflanzen übereinstimmen, folgten der Kurve von Philips Lightning.
Rotalgen (Rhodophyta) und Cyanobakterien besitzen neben Chlorophyll A auch noch eine andere Pigmentart, die die Pflanzen nicht haben: Phycobiline. Phycobiline absorbieren wirksam die Strahlung im blauen Gebiet. Die meisten Algen assimilieren unter blauem Licht besser, vertragen aber ebenso gut ein breiteres Spektrum und folgen meistens der Absorptionskurve DIN 5031.
Abbildung 6 lässt deutlich erkennen, dass der grüne Teil des Spektrums nicht verloren geht. Es findet allerdings Assimilation unter blaugrünem und grünem Licht statt. Interessant sind auch die Versuchsbefunde der NASA, bei denen Pflanzen unter LEDs (Light Emitting Diodes), die eine 100% reine Wellenlänge ausstrahlen können, gezüchtet wurden. Pflanzen unter reinem blauem und rotem Licht befanden sich im Vergleich mit Pflanzen, die unter blauem, rotem und grünem Licht standen, in einem schlechteren Zustand. Dieses Ergebnis schließt nahtlos an die neuesten Erkenntnisse das gerade grünes Licht für das Wachstum von Pflanzen, die im Schatten von anderen Pflanzen stehen, was bei Aquarienflanzen meistens der Fall ist, wichtig ist, an. Die meisten Arten von tropischen Aquariumspflanzen wachsen überdies rund um die Ufer eines Baches. Das Lichtspektrum verändert sich durch den Stand der Sonne auf den Bach und wird vor allem durch Überschattung anderer Pflanzen oder Sträucher, die entlang des Baches stehen, beeinflusst.
Vor allem Schattenpflanzen sind in der Lage zur so genannten chromatischen Adaptation, d. h., sie passen sich an die stets verändernden Lichtspektren an. Auch Algen sind zur chromatischen Adaptation fähig und können sich ebenso gut an ein veränderndes Spektrumsangebot anpassen. Damit wird wohl deutlich, dass eine so genannte 'Antialgen-Beleuchtung' nicht existieren kann.
Die chromatische Adaptation erschwert somit auch die Frage, ob ein 'ideales' Spektrum für unsere Aquariumspflanzen besteht. Dies ändert sich nicht nur je nach Pflanzenart, sondern neben dem Licht bestimmen auch andere Wachstumsumstände, wie das Angebot an Nährstoffen oder die Verfügbarkeit von CO2 den Wachstumsprozess der Pflanze. In der Praxis sollten wir doch über die Anpassungsfähigkeit der Pflanze sehr glücklich sein: Unsere Versuche, es mit Kunstlicht der Sonne gleichzutun, werden zumindest nicht gnadenlos mit einem schlechten Wachstum bestraft. Auch wenn das Spektrum im ersten Ansatz nicht optimal ist!
KÜNSTLICHE BELEUCHTUNG
Gemäß den neuesten Erkenntnissen in Bezug auf die Photosynthese und gemäß der allgemeinen Assimilationskurve in Abbildung 6, ist es wichtig das ausreichend blaues, rotes und grünes Licht vorhanden ist. Wir müssen dabei allerdings zwei Dinge unterscheiden:
optimales Spektrum
Lichtintensität
Eine Lampe kann ein noch so optimales Spektrum besitzen, bei einer zu geringen Lichtintensität wird die Pflanze schlecht wachsen. Umgekehrt gilt auch: Eine Lampe mit einem 'schlechten' Spektrum kann bei einer hohen Lichtintensität doch ein gutes Resultat bieten. Ideal wäre natürlich eine Lampe mit beiden Eigenschaften: ideales Spektrum, hohe Lichtintensität. Noch anzumerken wäre, dass ein(e) optimales Spektrum / hohe Lichtintensität nicht allein die Ursache für ein gutes Wachstum ist: CO2 und ergänzende Nährstoffe sind auch wichtige Parameter. Auch ist der Terminus 'optimales Spektrum' nicht genau auslegbar, da wir in einem echten Pflanzenaquarium natürlich viele Pflanzenarten nebeneinander wachsen lassen wollen. In der Praxis zeigt sich dies auch, da manchmal (leichte) Unterschiede im Wachstum sichtbar werden, wenn wir mehr rotes oder mehr blaues Licht verwenden.
Mithilfe der Fähigkeit der Pflanze zur chromatischen Adaptation muss ein idealer Mittelweg gefunden werden, um alle Pflanzen zufrieden zu stellen.
Für das Aquarium können wir aus verschiedenen Möglichkeiten, den Pflanzen Licht zu geben, auswählen. Die Glüh- und Halogenlampen werden nur selten eingesetzt, da sie eine zu geringe Leistung erbringen. Diese Lichtkurve ist nicht verkehrt (Abbildung 7), aber die meiste Energie geht an Wärme und Strahlung, die sich außerhalb des für Pflanzen wirksamen Wellenlängenbereichs 400-700 nm befindet, verloren. Die Kurve zeigt sehr wohl an, dass man unter diesen Lampen Pflanzen prima wachsen lassen kann, aber es ist nicht sehr effizient.
Leuchtstoffröhren (TLD) oder Metallhalogenidlampen (MH oder HQI) sind doch viel effektiver und strahlen mehr Energie pro verbrauchtem Watt aus. Die modernen TLD-Röhren sind beinahe alle so genannte 3-Band Vollspektrum-Leuchtröhren, was beinhaltet das sie über einen Spitzenwert auf 3 verschiedenen Wellenlängen (Abbildung 8) verfügen und auch etwas Strahlung auf den anderen Wellenlängen abgeben. Überraschend ist folglich, dass diese Röhren der 'optimalen' Assimilationskurve gut folgen. Diese Röhren eignen sich somit ausgezeichnet für das Pflanzenwachstum ganz allgemein.
Die Farbtemperatur einer TLD-Röhre bestimmt, wie wir das Licht erfahren. Die TLD-Röhre mit der Nummer 830 kann wie folgt gelesen werden: die 8 steht für die Berichtnote 'Farbechtheit' und die Ziffer 30 ist die Bezeichnung für 3000 Grad Kelvin. Eine TLD-Röhre mit der Nummer 965 zeigt als an, dass sie noch eine höhere Berichtnote für die Farbechtheit hat (10 ist das Maximum) und die Farbtemperatur 6500 Grad Kelvin beträgt. Abbildung 9 gibt die Farbtemperatur wieder.
Der Ertrag pro TLD-Röhre wird durch die Hersteller standardgemäß in Lumen angegeben. Das ist die Anzahl Lux pro Quadratmeter bei 1 Meter Abstand. Da die meisten TLD- oder HQI-Röhren für die Nutzung durch Menschen entwickelt wurden, steht die Anzahl Lumen für die Strahlungsenergie, die für das menschliche Auge am empfindlichsten ist (Abbildung 10). Wir erfahren Licht im grünen Bereich als 'grell', während Licht im blauen oder roten Bereich als weniger intensiv erfahren wird. Eine hohe Anzahl an Lumen sagt darum nicht soviel über die Effektivität einer Lampe für das Pflanzenwachstum aus, da wir eigentlich die Energieabgabe über den gesamten Wellenlängenbereich in unserer Beurteilung aufnehmen. Pflanzen 'sehen' also anders als Menschen!
Die Marken Philips, Osram und Sylvania sorgen für gute technische Angaben, die auf einen so genannten PAR-Wert zurückgeführt werden können. PAR steht für Photosynthetic Active Radiation und bietet einen besseren Einblick hinsichtlich der nützlichen Energie, die die Lampe für die Pflanze im Bereich von 400-700 nm liefern kann, allerdings ausgedrückt in Mikroeinsteins pro Quadratmeter pro Sekunde. Die Übersetzung der ausgestrahlten Energie in einen PAR-Wert ist etwas unglücklich. Die PAR-Werte wie in Abbildung 11 angegeben sind diskussionsfähig. Die Konversionsformeln der abgegebenen Strahlung im Bereich 400-800 nm nach PAR sind etwas grob und können abweichen, wenn andere Konstanten verwendet werden. Auch die Hersteller ringen noch, da es noch keinen einheitlichen Standard für PAR-Werte gibt, um die richtige Konversion. Der errechnet Wert sollte nur als Indikation gesehen werden, kann aber zum Vergleich der Lampen untereinander, wenn wir die Konstanten konsequent anhalten, herangezogen werden.
Die berühmte Pflanzenwuchslampe Gro-Lux verliert überraschend gegenüber der heutigen Generation 3-Band TLD-Lampen. Lampen (TLD 830, 840, 865), die einen etwas geringeren Höchstwert in Rot oder Blau, jedoch eine viel höhere Energieabgabe haben, bieten unterm Strich doch einen höheren PAR-Wert. Die Vollspektrum TLD9-Serie kämpft auch mit einer geringeren Energieabgabe, da die Energie über das gesamte Spektrum gleichmäßiger verteilt wird. Offenbar ist dies über das Ganze gesehen nicht so effizient. Die spezielle Aquariumslampe Aquarelle beweist, dass trotz einer geringen Lumenanzahl doch ein hoher PAR-Wert erreicht werden kann. Damit zeigt sich, dass eine hohe Anzahl Lumen nicht mit 'viel Licht für die Pflanzen' umgesetzt werden kann. Licht für Menschen und Licht für Pflanzen muss man also deutlich voneinander trennen. Die PAR-Werte geben uns jetzt auf jeden Fall ein gutes Indiz, was eine gute Lampe für Aquariumspflanzen sein könnte.
LICHTINTENSITÄT IN DER PRAXIS
Obgleich wir nun eine wirksame Lampe auswählen können, ist auch die Lichtintensität weiterhin wichtig. Denn die Pflanze muss auch durch ausreichendes Licht erreicht werden. Unmittelbar stellt somit die Frage, wie viel Licht denn nun tatsächlich nötig ist, um einen guten Wuchs der Pflanzen zu erhalten. Die LCP-Kurve (Light Compensation Point/Lichtkompensationspunkt, Abbildung 12) zeigt auf, dass ein Wachstum ab einer bestimmten Menge Licht bis zum Erreichen eines Maximums stattfindet. LCP: das Niveau der Illumination, bei der die photosynthetische CO2-Fixierung (das Inkorporieren von CO2 in eine Kohlenstoffkette) in ein Gleichgewicht mit dem Respirationsverlust kommt. Der minimale und maximale LCP-Wert ändert sich natürlich von Pflanze zu Pflanze.
Gemäß der LCP-Kurve findet eine Assimilation erst ab einer bestimmten Menge an Licht statt.Es besteht auch ein Maximum, was bedeutet, dass mehr Licht nicht mehr zu einer zusätzlichen Assimilation oder Wachstum beiträgt. Es bestehen grobe Schätzungen, nach denen mindestens 1.500 Lux erforderlich sind, um etwas Wachstum zu erzielen. Einige sehr lichtbedürftige Pflanzen wachsen erst gut ab 5.000 Lux.
Sicher bei 10.000 oder 15.000 Lux sehen wir oft das Pflanzen noch schönere Farben produzieren oder kräftiger wachsen. Abbildung 13 zeigt auf, dass in den Tropen, trotz eventueller Schattenverluste (zirka 30%) durch überhängende Sträucher und dergleichen sowie trotz eventueller Bewölkung, meistens genügend Licht vorhanden ist, um Pflanzen doch mit ausreichend Licht zu versorgen!
TLD , T5HO-Lampen oder HQI ?
Interessant ist, dass die Praxis uns lehrt, dass das Testaquarium (Abbildung 1) eine kritische Höhe von 60 cm hat. In vielen Fällen ist bei einer solchen Höhe ein wirklich gutes Wachstum lichtbedürftiger Pflanzen, wie der Glossostigma elatinoides, bei Verwendung von Standard-TLD-Lampen problematisch. Meistens entscheidet man sich dann doch für eine HQI-Lampe, damit genügend Licht den Boden erreicht. Jedoch gibt seit Einführung der kräftigen T5HO-TL-Lampen oder kurz T5 eine wahrscheinlich gute Alternative zur HQI.
Die neue Generation T5-Lampen hat viele Vorteile:
höherer Lichtausbeute pro cm der Lampe
höhere Betriebsfrequenz von 25.000 Hz
dimmbar von 1% - 100% ; Sehbeleuchtung möglich
lange Lebensdauer und konstante Lichtausbeute
gleichmäßigere Lichtverteilung
geringerer Energieverbrauch
Die TLD-Röhren und HQI-Lampen arbeiten mit 50/60 Hz. Das bedeutet, dass eine Röhre oder Lampe 50 bis 60 mal pro Sekunde an- und ausgeht. Wir Menschen können das nicht sehen und erfahren es als ein einheitliches Licht. Anzunehmen ist das besonders Oberflächenfische diese An- und Aussituation doch wahrnehmen können. Die höhere Betriebsfrequenz von 25.000 Hz der T5-Lampen beseitigt diesen Nachteil.
Mit einem modernen dimmbaren EVG (Elektronischer Vorschaltgerät) ist es möglich, die Lichtausbeute völlig stufenlos zu regeln. T5-Lampen können also auch sehr gut bei niedrigeren Aquarien verwendet werden, da die Lichtausbeute einfach verringert werden kann, wenn die Lichtmenge doch zu viel des Guten ist.
Was bei dieser Beurteilung sicherlich mitzählen sollte, ist das T5-Lampen auch während ihrer langen Lebensdauer von 16.000 Stunden sicher 90% ihrer Lichtstärke behalten, während HQI-Lampen nach einem Einsatz von einem Jahr (4.500 Stunden) sicherlich ersetzt werden müssen, da die Lichtstärke bis zu 80% abnehmen kann und danach viel schneller auf bis zu 60% des ursprünglichen Wertes absackt.
Wir sind äußerst neugierig auf einen Praxisvergleich (Abbildung 14), um zu sehen, ob wir genügend Licht auf den Boden bekommen können, damit dort lichtbedürftige Vordergrundpflanzen, wie Echinodorus tenellus oder Glossostigma elatinoides, wachsen lassen zu können. In einem echten Pflanzenaquarium wollen wir natürlich auch nicht in der Auswahl der Pflanzen und nicht durch unzureichendes Licht für bestimmte Pflanzenarten eingeschränkt sein. Dafür wurden verschiedenen Lampen im Testaquarium mithilfe eines Luxmessers gemessen. Leser, die aufgepasst haben, werden sofort von der Verwendung eines Luxmessers abraten, da Lux ein Maß für die Lichtintensität, wie sie durch das menschliche Auge erfahren wird, ist. Auch der Luxmesser folgt in etwa dieser Kurve. Natürlich wäre es noch besser gewesen, ein PAR-Messgerät zu verwenden, aber die sind sehr teuer, während der Preis eines normalen Luxmessers, mit dem jeder selber Messungen durchführen kann, für jeden erschwinglich ist. Zudem können wir sehen, ob wir uns mit der Beleuchtung auf einem guten Niveau befinden, denn ein gutes Pflanzenwachstum bedarf mindestens 1.500 - 5.000 Lux.
Die gemessenen Luxwerte in Abbildung 14 wurden so genau wie möglich bestimmt und wurden 'live', also auch Unterwasser, gemessen. Dies gibt das ehrlichste Bild wieder, da auch Absorption und Reflexion des Wassers und der Umgebung in die Messungen aufgenommen wurden. Das Wasser war kristallklar und der Messpunkt befand sich an einer freien Stelle direkt unter zwei T5HO-Lampen mit 54 Watt, ohne Überschattung durch Pflanzen oder Abdeckscheiben. Für jede Messung wurde die Lichtabdeckung wieder geschlossen.
Die Ergebnisse sind überraschend. Der Lichtbündel scheint mit einem Reflektor bis zu einer Wasserhöhe von zirka 25 cm sehr wirksam gebündelt zu werden. Danach streut das Licht doch ziemlich und wird der Unterschied stets geringer je größer der Abstand zur Lampe wird. Bei kurzem Abstand verdoppelt der Reflektor den Luxwert, aber bei 44,5 cm ist die zusätzliche Ausbeute nur 30% höher als im Vergleich mit den Messwerten ohne Reflektor.
Um die Dinge in die richtige Perspektive zu setzen, wurde noch eine Lichtmessung in einem Aquarium mit 3 TLD-Lampen mit 36 Watt und Standard-U-Reflektor durchgeführt. Die T5HO-Lampen bieten doch ungefähr 42% mehr Lichtausbeute im Bodenbereich.
Aus der Praxis ergibt sich, dass 5.000 Lux eine kritische Lichtgrenze für ein gutes Wachstum lichtbedürftiger Vordergrundpflanzen ist. Die gemessenen 4.010 Lux der TLD-Lampen erscheinen auf den ersten Blick ausreichend, aber bei etwas tieferem Wasser befindet sich der Lux-Wert sofort an der kritischen Grenze. Wenn wir hier noch etwas Lichtverlust durch Überschattung oder verschmutzte Abdeckscheiben abziehen, dann wird sofort deutlich, dass diese TLD-Lampen bei höheren Aquarien nicht ausreichen, was einen guten Anschluss an die Erfahrungen aus der Praxis darstellt.
Die T5HO-Lampen dagegen erreichen bei 44,5 cm noch einen höheren Lux-Wert als die TLD-Lampen bei 23,5 cm! Die T5 865-Lampe erreicht mit Reflektor beinahe 7.000 Lux, was sicherlich ausreichend sein sollte, um auch lichtbedürftige Vordergrundpflanzen mit genügend Licht zu versorgen.
Mit der neuen Generation von T5-lampen ist es möglich, auch in tieferen Aquarien ausreichend Licht in den Bodenbereich zu bekommen. Der große Vorteil der T5-Lampen gegenüber den HQI ist, dass sie nicht nur in eine bestehende Lichtabdeckung eingebaut werden können, sondern auch für eine gleichmäßigere Verteilung des Lichts über die Oberfläche sorgen. HQI-Lampen sind im Prinzip Lampen mit einem Lichtpunkt, wodurch ein großer Unterschied in der Verteilung, sicherlich in tieferen Schichten, entsteht. Mit dem dimmbaren EVG ist es weiterhin möglich, die Beleuchtung stufenlos bis auf das gewünschte Niveau zu dimmen. Die T5-Lampen lassen sicht gut als Atmosphärenbeleuchtung in den Abendstunden verwenden (Sehlicht). Dimmen bis 10% der Leistung ergibt einen unwahrscheinlich schönen 'Mondlichteffekt'.
FAZIT
Licht bleibt ein wichtiger Bestandteil eines guten Pflanzenwachstums. Pflanzen werden bei genügend Licht - ungeachtet des Spektrums - immer wachsen. Es geht also in erster Instanz darum die richtige Entscheidung bei der Beleuchtung zu treffen, um so dafür zu sorgen, dass in jedem Fall genügend Licht in das gesamte Aquarium gelangt.
Da Pflanzen in der Lage sind, sich an das angebotene Spektrum anzupassen (chromatische Adaptation), ist die Wahl des Spektrums weniger wichtig als die Lichtintensität. Eine etwas rötlichere oder kühlere Lampe ist mehr eine Frage des Geschmacks, als das sie für das Wachstum der Pflanzen mehr oder weniger wirksam ist.
Die Einführung eines PAR-Wertes wäre eine Lösung, um Lampen untereinander was die Eignung für das Pflanzenwachstum betrifft zu vergleichen. Jedoch ist dies aufgrund eines fehlenden Standards bis jetzt nicht möglich. In diesem Vergleichstest wurden allein Lampen besprochen, von denen es detaillierte technische Angaben gibt, die ohne Probleme angefragt werden können. Andere Marken konnten aufgrund zu geringer detaillierter technischer Angaben nicht in die PAR-Berechnung aufgenommen werden. Trotzdem ist es vielleicht möglich, mit einer Anzahl dieser Lampen auch ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Gutes Wachstum und genügend Licht für die Bodenpflanzen war eine wichtige Anforderung für das Testaquarium. Das Testaquarium hat die wohlbekannte kritische Höhe von 60 cm.Die wichtigste Frage war dann auch, ob wir in der Praxis durch Verwendung der neuen Generation von T5-Lampen genügend Licht auf den Boden bekommen würden. Die Entscheidung war dann T5 oder doch HQI. Beide Arten von Lampen haben einen hohen PAR-Wert und sind somit für das Pflanzenwachstum wirksam. Die Praxismessungen bestätigen, dass T5-Lampen unserer Minimalanforderung von 5.000 Lux auf dem Boden bei weitem entsprechen. Die Entscheidung, um T5-Lampen in unserem Aquarium zu verwenden, scheint somit die richtige gewesen zu sein. Das stufenlose Dimmen, die gleichmäßige Lichtverteilung und die Möglichkeit, verschiedene Lichtfarben miteinander kombinieren zu können, sind weitere große Vorteile der T5-Lampen.
In diesem Teil I haben wir uns mit der Wahl der Beleuchtung beschäftigt. In Teil II werden wir näher eingehen auf die CO2-Assimilation, die Beleuchtungsdauer und wie viel Licht für das Pflanzenwachstum nötig ist. Sollten Sie also im ersten Teil bestimmte Informationen über die Beleuchtung vermissen, dann kommen wir wahrscheinlich im zweiten Teil darauf zu sprechen, da sie besser mit der Rolle des CO2 im Aquarium verbunden werden können.